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Weniger Kaffeeabfall dank Cascara-Kaffee
Cascara bzw. Kaffeekirschentee kann unsere bisherige Art der Kaffeeverarbeitung grundlegend verändern
Die meisten von uns wissen, dass Kaffee aus einer Kirsche gewonnen wird. Die Kaffeebohne wird aus der Frucht herausgelöst, wobei das Fruchtfleisch und die Schale normalerweise weggeworfen werden. Die weggeworfenen Schalen und das Fruchtfleisch werden in der Regel als Kompost verwendet oder einfach entsorgt, wodurch große Mengen an Abfall entstehen.
Doch was wäre, wenn es eine Möglichkeit gäbe, diese Verschwendung zu reduzieren und gleichzeitig den Verbraucherinnen und Verbrauchern ein erfrischendes neues Getränk anzubieten? Hier kommt der Cascara-Kaffee bzw. der Kaffeekirschentee ins Spiel. Der Cascara "Tee" mag für viele Kaffeeliebhaber neu auf dem Radar sein, ist aber in den Kaffee produzierenden Ländern schon seit Jahrhunderten ein beliebtes Getränk. Im Zuge der Verlagerung des Schwerpunkts der Kaffeeindustrie auf Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Lösungen hat der Cascara-Kaffee weltweit an Popularität gewonnen, sodass nun auch große Handelsketten ihn in ihr Angebot aufgenommen haben.
Was genau ist Cascara?
Cascara bedeutet im Spanischen "Schale" und bezieht sich auf die getrockneten Schalen der Kaffeekirschen, die zu einem Tee aufgebrüht werden können. Bei Cascara handelt es sich nicht wirklich um Kaffee, sondern eher um einen Kräutertee. Wie bei den meisten Kräutertees werden die getrockneten Schalen in heißem Wasser aufgegossen, um daraus einen Tee zuzubereiten.
Cascara ist in vielen Kaffeeanbauländern beliebt, insbesondere in Bolivien, Äthiopien, Jemen (wo es Qishr genannt wird) und Somalia. In Bolivien wird Cascara aus gerösteten, sonnengetrockneten Kaffeekirschen hergestellt und manchmal mit einer Zimtstange aufgebrüht. Im Jemen soll Cascara schon getrunken worden sein, bevor der eigentliche Kaffee populär wurde.
Cascara ist vom Koffeingehalt und der Stärke her dem schwarzen Tee ähnlich und hat einen fruchtigen, leichten Geschmack. Cascara bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Kaffee und Tee: Es ist kein richtiger Kaffee, aber auch kein Tee.
Cascara ist nicht zu verwechseln mit Cascara sagrada, die von einer ganz anderen Pflanze stammt und als Medizin verwendet wird.
Wie wird Cascara hergestellt?
In der Regel werden die Kaffeebohnen aus der Kaffeekirsche herausgelöst, wobei das Fruchtfleisch und die Schale zurückbleiben. Dieses Fruchtfleisch und die Schale werden entweder kompostiert oder als Abfall entsorgt. Zur Herstellung von Cascara werden diese Schalen und das Fruchtfleisch gesammelt und weiterverarbeitet.
Nachdem die Bohnen entfernt wurden, werden die übrig gebliebenen Kirschen gesammelt und an der Sonne getrocknet. Nach dem Trocknen haben die Kirschen ein ledriges und holziges Aussehen. Dann werden sie verpackt und als Cascara verkauft. Auf diese Weise wird nicht nur die Abfallmenge in den landwirtschaftlichen Betrieben verringert, es handelt sich auch um eine vollkommen umweltfreundliche Methode der Verarbeitung.
Wie brüht man Cascara?
Die Zubereitung von Cascara oder Kaffeekirschentee ist ganz einfach: Die getrockneten Kaffeekirschen werden einfach in heißes Wasser getaucht. Es gibt hierfür zwar kein festes Rezept, aber es wird empfohlen etwa 5-7 g oder 1 bis 2 gehäufte Esslöffel auf eine Tasse bzw. 200ml Wasser zu verwenden.
Die empfohlene Ziehzeit liegt zwischen 4 und 7 Minuten und führt zu einem dunkelroten Tee. Cascara wird als leicht, süß und fruchtig mit Noten von Rose, Kirsche, roter Johannisbeere und Hibiskus beschrieben. Er ist ziemlich süß und kann daher mit oder ohne Süßungsmittel serviert werden. Cascara kann man außerdem mit Gewürzen wie Zimt, Muskatnuss und Ingwer verfeinern, um eine schnelle Variante des traditionellen Cascara zu erhalten.
Cascara kann ebenfalls gekühlt als Eistee serviert werden. Für kalten Cascara brüht man ihn ähnlich wie kalten Kaffee auf, indem man etwa 6 Esslöffel Cascara auf 300ml Wasser gibt und das Ganze über Nacht im Kühlschrank ziehen lässt.
Solltest du Cascara ausprobieren?
Auf jeden Fall! Cascara ist zwar kein Ersatz für den täglichen Kaffee, aber eine tolle erfrischende Alternative, die dazu beiträgt, mehr über den von uns getrunkenen Kaffee zu erfahren. Sein süßer, kirschiger Geschmack und der geringe Koffeingehalt machen ihn zu einem idealen Getränk für den Nachmittag oder Spätabend, besonders im Sommer und wenn man seinen Schlaf nicht durch starken Kaffee gefährden möchte.
Cascara bietet eine gute Möglichkeit, sich mit der ganzen Kaffeefrucht vertraut zu machen. Wir wissen ja bereits, wie die Bohnen schmecken - warum also nicht auch den Rest der Frucht probieren? Durch die Verarbeitung der ganzen Frucht können wir zur Förderung besserer Anbaustandards und des ökologischen Landbaus beitragen. Cascara ist auch eine gute Art, die Nachhaltigkeit des Kaffees voranzutreiben, indem wir Abfälle reduzieren und die maximale Nutzung der Kaffeekirsche fördern.
In weiten Teilen Amerikas und Europas ist Cascara-Kaffee immer noch nicht leicht zu bekommen, doch die wachsende Nachfrage hat dazu geführt, dass er auf den Menüs der großen und kleineren Kaffeeketten und Cafés zu finden ist. Falls dir also Cascara in die Hände fällt, solltest du ihn unbedingt mal ausprobieren - du wirst positiv überrascht sein.
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