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Philippinischer Kaffee-Guide
Von glanzvollen Anfängen bis hin zur Hoffnung auf eine bessere Zukunft - die Geschichte des philippinischen Kaffees
Zugegeben, die Philippinen sind nicht gerade der erste Ort, der einem in den Sinn kommt, wenn man an die Herkunft von Kaffee denkt. Dennoch sollte man sie nicht unterschätzen! Der philippinische Kaffee ist vor allem aus einem Grund einzigartig: In diesem kleinen Land werden alle vier wichtigen Kaffeesorten angebaut - Arabica, Robusta, Liberica und Excelsa. Wie gelingt ihnen dieses Kunststück? Lasst uns gemeinsam einen Blick darauf werfen und es herausfinden.
Geschichte der philippinischen Kaffeeproduktion
Der philippinische Kaffee ist viel älter, als man denkt. Die ersten Kaffeepflanzen wurden im 18. Jahrhundert von spanischen Kolonialisten mitgebracht. Sie entwickelten sich rasch zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig, sodass die Philippinen vor 200 Jahren zum viertgrößten Kaffeeproduzenten der Welt wurden. Der Amerikanische Bürgerkrieg in den 1860er Jahren steigerte die Nachfrage nach philippinischem Kaffee, da die Importe aus Brasilien zu teuer wurden. Auch die Eröffnung des Suezkanals erleichterte den Transport des philippinischen Kaffees nach Europa.
Als von 1887 bis 1889 Brasilien, Indonesien und Afrika von einer Kaffeerostplage heimgesucht wurden, waren die Philippinen eines der wenigen Erzeugerländer, die davon verschont blieben, was ihren Kaffeeboom begünstigte. Dieses Glück währte jedoch nicht lange, denn mit der Zeit kam der Kaffeerost auf die Philippinen und dezimierte zusammen mit Insektenbefall die lokalen Kaffeepflanzen, so dass die Produktion stark einbrach. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden krankheitsresistente Kaffeepflanzen angebaut und die Produktion von Instantkaffee etabliert.
Im 21. Jahrhundert ist die lokale Nachfrage nach Kaffee stark gestiegen, doch der Klimawandel und die Coronavirus-Pandemie haben die Kaffeeproduktion in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch ist nicht alles schlecht für den philippinischen Kaffee: 2020 gewann zum ersten Mal ein lokal angebauter Kaffee die Philippine National Barista Championship (PNBC).
Wo wird philippinischer Kaffee angebaut?
Die Philippinen bestehen aus über 7.000 kleinen Inseln. Das Klima ist von Insel zu Insel unterschiedlich. Diese große Vielfalt an Mikroklimata ist zum Teil der Grund dafür, dass hier so viele verschiedene Kaffeesorten angebaut werden können. Etwa 85 % des philippinischen Kaffees sind Robusta, 7 % Excelsa, etwa 5 % Arabica und die restlichen 3 % Liberica.
Robusta-Plantagen sind über verschiedene Gebiete wie Bukidnon, Sultan Kudarat, Bataan, Bohol, Cebu, Compostela Valley und Palawan verteilt. Ein Großteil der Ernte wird von Nestle gekauft, um Instantkaffee herzustellen. Sultan Kudarat produziert derzeit den meisten Kaffee auf den Philippinen und baut hauptsächlich Robusta und Arabica an. Liberica und Excelsa werden hauptsächlich in Sulu angebaut. Weitere wichtige Anbaugebiete sind Batangas, Cavite, Bukidnon, Kalinga und Davao Oriental.
Der wohl außergewöhnlichste philippinische Kaffee ist der Liberica, auch bekannt als Kapeng Barako oder einfach Barako. Die in den Provinzen Batangas und Cavite angebauten Barako-Kaffeepflanzen sind mit einer Höhe von bis zu 20 Metern viel größer als andere Sorten. Dieser Kaffee ist in der Region sehr beliebt und wird wegen seines starken und ausgeprägten Geschmacks geschätzt, der mit Anis vergleichbar ist. Die Bewirtschaftung der Barako-Pflanzen kann sich als schwierig erweisen, da aufgrund der Höhe der Bäume für die Ernte Leitern benötigt werden. Außerdem nehmen die Pflanzen viel Platz in Anspruch. Der meiste Barako wird in kleinen Betrieben angebaut und nur selten exportiert, da die Nachfrage vor Ort sehr hoch ist. Dieser Kaffee ist so beliebt, dass er sogar in Suppen und anderen Gerichten sowie in der Schönheitspflege verwendet wird.
Probleme bei der Herstellung von philippinischem Spezialkaffee
Trotz einer so großen Auswahl an Kaffeesorten war das Wachstum in der philippinischen Kaffeeindustrie langsam. Das liegt zum einen daran, dass es billiger ist, Kaffee aus den Nachbarländern zu importieren, und zum anderen an der fehlenden Infrastruktur.
Die lokale Nachfrage nach Kaffee ist so groß, dass die einheimische Produktion nicht mithalten kann. Dies zwingt zu Importen, hauptsächlich aus Indonesien und Vietnam. Da der Großteil der lokalen Produktion in kleinen Mengen erfolgt, ist es im Endeffekt billiger, den Kaffee zu importieren, als ihn selber anzubauen. Außerdem bestehen nach wie vor Zweifel an der Qualität des philippinischen Kaffees, da es fast keine Möglichkeiten der Rückverfolgung gibt. All diese Faktoren machen importierten Kaffee für die Einheimischen attraktiver, da sie ihn als qualitativ hochwertiger, vertrauenswürdiger und oft auch preiswerter ansehen.
Zweitens klafft eine große Lücke in der Infrastruktur: Es fehlt an Lagerhäusern, Verarbeitungsanlagen und Handelszentren. Dadurch tappen die Bauern im Dunkeln und haben nur wenige Ressourcen, um zu lernen und ihre Ernten zu verbessern. Missmanagement bei der Ernte, Verarbeitung, Röstung und Vermahlung mindert die Endqualität des Kaffees, was den Eindruck verstärkt, dass philippinischer Kaffee keine Besonderheit sein kann. Auch der Klimawandel verursacht verheerende Folgen für die Plantagen, da die häufigen Taifune die Ernten zerstören.
Doch das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. Regierungsbehörden, NGOs und lokale Unternehmen bereiten sich darauf vor, die philippinische Kaffeeproduktion zu steigern, wobei sie sich auf die Verbesserung der Qualität durch eine bessere Infrastruktur, mehr Unterstützung für die Bauern und die Behebung der derzeitigen Preiskrise konzentrieren. Zusammenarbeit und Kommunikation sind der beste Weg, damit die Bauern die Verantwortung für ihre Ernte als Marke übernehmen und ihre Produktion verbessern können, um die Preise auf ein faires Niveau zu bringen.
Mit dem Ziel, sowohl den kurzfristigen Ertrag als auch langfristig die Nachhaltigkeit zu steigern, sind die Zukunftsaussichten für philippinischen Kaffee vielversprechend.
Über den Autor
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