Letzte Unterhaltungen im Forum
Der Ursprung der skandinavischen Kaffeekultur
Schauen wir uns einmal an, wie die Begeisterung für Kaffee in den skandinavischen Ländern entstanden ist
Skandinavien hat eine große Leidenschaft für Kaffee – Dank aller fünf skandinavischen Nationen gehört die Region durchweg zu den Top 10 der kaffeekonsumierenden Nationen der Welt pro Kopf. Es gibt an jeder Ecke in Oslo und Kopenhagen eine Menge Espressohäuser und Cafés, oder auch die schwedische Kulturpraxis "Fika". Reykjavík in Island ist berühmt für seine unzähligen Cafés, während die Finnen jedes Jahr 12 Kilo Kaffee trinken. Man kann mit Sicherheit behaupten, dass die skandinavische Besessenheit für Kaffee der ganzen Welt vor Augen geführt wird.
Doch wie kam es zu dieser Besessenheit? Manche behaupten, es sei eine wunderbare Art, mit der in Skandinavien vorherrschenden introvertierten Kultur umzugehen. Denn wer genießt nicht gerne eine Kaffeepause mit seinen Freunden und Kollegen?
Andere Skandinavier behaupten, dass Kaffee weniger ein Getränk als vielmehr ein Instinkt ist, der ihnen in die Wiege gelegt wurde. Das mag vielleicht an den gnadenlosen Wintern oder daran liegen, dass die Finnen Kaffeelöffel zur Taufe geschenkt bekommen. Norweger trinken bereits mit acht Jahren puren Espresso!
Schweden
Abgesehen vom Warum ist das Wie relativ simpel: Irgendwann in den 1650er Jahren wurde der Kaffee dem schwedischen Staatsmann Claes Rålamb vorgestellt, der ihn hasste und umgehend versuchte, ihn zu vergessen.
Die ersten Kaffeebohnen landeten um 1670 an den schwedischen Küsten. Das Getränk fand jedoch nur wenig Beachtung. Die Ärzte verwendeten es vor allem zu medizinischen Zwecken. Erst als der schwedische König Karl XII. seine Reise in die Türkei antrat, wurde der Kaffee zu einem größeren Phänomen.
Er machte seine ersten Erfahrungen mit richtigem Kaffee und verliebte sich prompt in ihn. Neben seiner Begeisterung für Kaffee brachte er eine traditionelle türkische Cezve mit nach Schweden. Die Adligen an seinem Hof wurden direkt von dieser Besessenheit erfasst.
Damit war der Grundstein für die schwedische Kaffeebesessenheit gelegt, und es gab kein Zurück mehr.
1710 wurde das erste Kaffeehaus in Stockholm eröffnet. In den nächsten Jahrzehnten wuchs die Zahl auf fast fünfzig Kaffeehäuser in der ganzen Stadt. Und das, obwohl es in Schweden etwa fünf Kaffeeverbote gab. Einige von ihnen wurden von der Bauernschaft und Aristokratie umgesetzt, angeführt vom notorisch kaffeehassenden König Gustav III. Schließlich endeten die letzten Kaffeeverbote im Jahr 1820, seitdem sind die Schweden süchtig nach Kaffee.
Dänemark
Dänemark lag im Kaffeerennen dicht hinter Schweden. Mit der ersten Tasse Kaffee, die 1665 in Dänemark serviert wurde, war Kaffee bereits 1672 ein weit verbreitetes medizinisches Heilmittel. Die Verbreitung des Kaffees in der breiten Öffentlichkeit dauerte jedoch noch eine Weile. Bis in die 1730er Jahre war Tee das beliebteste Getränk, während Kaffee den Aristokraten vorbehalten war.
Im 19. Jahrhundert führten die Dänen ein Alkoholverbot ein. Sie ermutigten die Bevölkerung, stattdessen Kaffee zu trinken, was jedoch nicht wirklich klappte. Dies kann durch die Existenz des beliebten "Kaffeepunschs" belegt werden.
Die Kaffeeimporte wuchsen, der Kaffee wurde billiger und für jedermann zugänglich, selbst für die ärmere Landbevölkerung. Umgekehrt wurde Tee zum Getränk der Elite. Als in Dänemark die Industrialisierung begann und die Menschen vom Land in die Stadt zogen, brachten sie ihre Kaffeetrinkgewohnheiten mit. Dies machte Dänemark dann endgültig zu einem kaffeeverrückten Land.
Norwegen
Unterdessen kam der Kaffee im benachbarten Norwegen etwas langsamer in Mode. Als der Kaffee in den 1690er Jahren nach Norwegen kam, wurde er etwa hundert Jahre lang als medizinisches Getränk behandelt, bevor er sich durchsetzte.
Durch den regen Handel zwischen Norwegen und Dänemark, die Prohibition und die hohen Steuern auf Alkohol wurde Kaffee langsam aber sicher immer beliebter. In den späten 1800er Jahren war er schließlich überall zu finden. Doch während die Quantität des Kaffees einen historischen Höchststand erreichte, sah es bei der Qualität anders aus.
Erst in den 1860er Jahren schrieb Peter Christen Asbjørnsen sein Werk über Kaffee. Darin beschrieb er die richtigen Methoden und Praktiken für die Zubereitung von gutem Kaffee. Dies regte die Phantasie der Norweger an, die mit dem Getränk zu experimentieren begannen. Schon bald erfanden sie den weltberühmten "Kokaffe" - und machten damit Norwegen zur ersten Nation von echten Kaffeekennern.
Finnland
In das ruhige Finnland gelangte der Kaffee im 17. Jahrhundert über Schweden und Russland. Wie in anderen skandinavischen Ländern auch, war Kaffee in Finnland zunächst ein medizinisches Getränk und dann ein Luxus für die Eliten. Es verbreitete sich langsam in ganz Finnland, bis das köstliche Getränk dann im 18. Jahrhundert im ganzen Land zu finden war.
Auch wenn er flächendeckend verfügbar war, hatte er die Finnen noch nicht so sehr in seinen Bann gezogen wie heute. Einen wahren Popularitätsschub erhielt der Kaffee erst, als 1919 der Alkohol im ganzen Land verboten wurde. Doch erst während des Zweiten Weltkriegs - als die Kaffeeimporte plötzlich ausblieben - erkannten die Finnen, was ihnen fehlte.
Nachdem sie versucht hatten, das Kaffeeloch in ihrem Herzen mit organischen Ersatzprodukten wie Zuckerrüben oder Rote Bete zu füllen, wurde ihnen klar, wie kostbar und vergänglich die Gegenwart des Kaffees war. Und sobald der Krieg zu Ende war, hielten sie ihre Kaffeetassen fest und ließen sie nie wieder los. Heute ist Finnland die wohl größte Kaffeehochburg der Welt, noch vor Italien und Spanien!
Island
Der isländische Gelehrte Árni Magnússon schenkte Island viele Dinge, darunter vor allem eine Sammlung von Manuskripten und wissenschaftlichen Artikeln, die heute im Árni Magnússon Institut für Isländische Studien in Reykjavík aufbewahrt werden. Aber wusstest du, dass er auch der erste war, der den Kaffee nach Island brachte? Es geschah, als er am 16. November 1703 von einem Freund ein Viertelpfund Kaffee bekam. Allerdings wurde er nicht so getrunken wie heute. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts stellten die Isländer einen Brei aus den ungerösteten Bohnen her, der nur im Bischofssitz Skálholt verzehrt wurde.
Doch ab etwa 1760 war Rohkaffee weit verbreitet und nahezu jeder Haushalt verfügte über einen Röster und eine Kaffeemühle. Um 1850 war Kaffee zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Arbeitsalltags geworden und wurde zwei- bis dreimal täglich getrunken - in der Erntezeit oder während der Segelsaison sogar noch häufiger. Und mit Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Kaffeekultur und die isländische Kultur fest miteinander verwoben. Island segelte langsam in das goldene Zeitalter der Heimröstung.
Nun ja, Freunde, so begann die Kaffeekultur in den skandinavischen Ländern. Von einem schlichten Getränk hat er sich zu einem Grundnahrungsmittel in allen Lebensbereichen etabliert.
Über den Autor
Translator and coffee enthusiast. Here to write, read and learn about coffee!