Letzte Unterhaltungen im Forum
Wie Kaffee erfunden wurde
Hier gehen wir dem Ursprung des Kaffees und seiner Entwicklung zum heutigen Spezialitätenkaffee auf den Grund.
Hast du schon mal an deiner morgendlichen Tasse Kaffee genippt und zwischen den einzelnen Schlückchen voller Energie ein Gefühl der Dankbarkeit gegenüber demjenigen empfunden, der dieses magische Getränk entdeckt hat? Heute habe ich vielleicht die Antwort darauf, wer den Kaffee erfunden hat. Du kannst nun also deinen Dank an die richtige(n) Person(en) schicken.
Die Khaldi-Geschichte
Der Legende nach erfand ein junger Ziegenhirte namens Khaldi den Kaffee. Als er es zum ersten Mal in den äthiopischen Bergen entdeckte, fiel ihm auf, dass sich seine Ziegen etwas seltsam verhielten. Statt ihrer üblichen Ruhe waren sie sehr energisch. So energisch, dass sie die ganze Nacht wach blieben. Sie haben den armen Khaldi somit die ganze Nacht wach gehalten! Nachdem Khaldi die Ursache der unerwarteten Nacht entdeckt hatte, sah er seine Ziegen Beeren von einem unbekannten Baum fressen. Nachdem er selbst einige der Beeren probiert hatte, fing auch Khaldi an zu tanzen!
Schon bald erreichte die Meldung von Khaldi und seinen roten Beeren ein Kloster. Dort probierte ein Mönch, der mitten in seinen Gebeten einschlief, die Beeren. Als er ihre Wirkung bemerkte, kreierte er eine Mischung aus den Beeren und schuf das Getränk, das wir heute als Kaffee kennen.
15. Jahrhundert
Das sagen uns zumindest Legenden und volkstümliche Folklore. Historische Quellen schreiben das Kaffeetrinken bzw. das Wissen über Kaffeebäume im Jemen des 15. Jahrhunderts zu. Es war in Arabien, wo die Menschen zuerst Kaffeesamen rösteten und brühten. Typischerweise wurden sie in Sufi-Kreisen verwendet, um für religiöse Rituale wach zu bleiben, ähnlich wie heutzutage. Unterschiedliche Quellen schreiben verschiedenen Entdeckern, Reisenden und Kaufleuten zu, den Kaffee nach Arabien gebracht zu haben. Alle scheinen sich jedoch darin einig zu sein, dass der Kaffee ursprünglich in der Region Zeilia im heutigen Somaliland entdeckt und aus Afrika gebracht wurde.
16. Jahrhundert
Bis zum 16. Jahrhundert hatte der Kaffee den Rest des Nahen Ostens, Persien (heutiges Iran), die Türkei und Nordafrika erreicht. Schließlich schmuggelten Gewürzhändler Kaffee aus dem Nahen Osten über den Jemen nach Indien, wo die ersten Kaffeesamen in Mysore gepflanzt wurden. Dies war ein wichtiges Ereignis, denn üblicherweise wurden beim Kaffeeexport die Samen zunächst gekocht und sterilisiert. Bis zum 17. Jahrhundert hatte sich Kaffeenüber Italien nach Europa, Indonesien und schließlich nach Amerika verbreitet.
Während die Verbreitung des Kaffees relativ einfach zu sein scheint, dauerte es eine ganze Weile, bis er sich bei der einheimischen Bevölkerung Europas durchsetzte. Manche Menschen tranken ihn mehr als andere, doch waren es vor allem deutsche Ärzte, die den Kaffee bei Magenproblemen verschrieben. Andere bezeichneten ihn als "die bittere Erfindung des Teufels".
Die 1600er
Der florierende Handel zwischen Venedig, Nordafrika, Ägypten und dem Osmanischen Reich brachte viele Waren, darunter auch Kaffee, in den venezianischen Hafen. Es wird erzählt, dass die örtlichen Geistlichen und Bürger derart empört waren, als Händler ihn 1615 nach Venedig brachten, dass selbst Papst Clemens VIII. sich einschalten musste. Nachdem er etwas von der dunklen Flüssigkeit gekostet hatte, soll er so beeindruckt gewesen sein, dass er sie genehmigte.
Trotz dieser Probleme, oder vielleicht gerade deswegen, wuchs die Liebe zum Kaffee schnell. In allen größeren Städten Englands, Österreichs, Frankreichs, Deutschlands und Hollands wurden zahlreiche Kaffeehäuser eröffnet. In England unternahm die Britische Ostindien-Kompanie besondere Anstrengungen, um das Getränk zu verbreiten. Infolgedessen entstanden in London zahlreiche Kaffeehäuser, von denen es heute noch sehr viele gibt. Die Kaffeehäuser wurden als "Penny-Universitäten" bekannt, da man dort für einen Penny einen Kaffee kaufen und im Anschluss an einer guten Unterhaltung teilnehmen konnte.
Die 1700er
So begann der Kaffee, die üblichen Frühstücksgetränke wie schwaches Bier und Wein zu ersetzen. Auf diese Weise begannen die Menschen, die Kaffee tranken, den Tag wach und energiegeladen. Dies führte natürlich zu einer höheren Produktivität am Arbeitsplatz. Die Niederländische Ostindien-Kompanie war die erste, die Kaffee in großem Stil importierte. Die Niederländer bauten die Pflanze in Java und Ceylon (dem heutigen Sri Lanka) an. Die ersten Exporte von indonesischem Kaffee aus Java in die Niederlande erfolgten im Jahre 1711.
Im Jahre 1712 brachte ein Franzose eine Kaffeepflanze in das französische Gebiet Martinique in der Karibik. Zu dieser Zeit war das Gebiet für den größten Teil der weltweiten Arabica-Produktion verantwortlich. Das lag daran, dass der Kaffee in dem dortigen Klima gut gedeihen konnte und auf dem gesamten amerikanischen Kontinent gehandelt wurde. Der in Saint Domingue angebaute Kaffee lieferte in den ersten 50 Jahren 50 % des internationalen Angebots an Kaffee. Auf den Plantagen wurde der gesamte Kaffee jedoch durch Sklavenarbeit erzeugt. Tatsächlich waren die miserablen Arbeitsbedingungen der Hauptgrund für die haitianische Revolution. Die Kaffeeindustrie brach in der Folge zusammen und erholte sich nie mehr vollständig.
Die 1800er
In Nordamerika war Kaffee zunächst nicht besonders beliebt. Doch während des Unabhängigkeitskrieges und vor allem nach dem Vorfall der Boston Tea Party stieg die Nachfrage nach Kaffee. So sehr, dass die Händler ihre knappen Vorräte horten und die Preise drastisch erhöhen mussten. Der Kaffeekonsum in Nordamerika nahm erst zu, als der Krieg von 1812 die britischen Teeimporte stoppte.
In Südamerika wurde der Kaffee zwar bereits 1727 in Brasilien angeboten, doch sein Wachstum verlief schleppend, bis das Land 1822 unabhängig wurde. Daraufhin wurden riesige Flächen des Amazonas-Regenwaldes gerodet, um Platz für groß angelegte Kaffeeplantagen zu schaffen. Während Brasilien im Jahr 1800 noch gar keinen Kaffee exportierte, waren es 1910 bereits 70% der weltweiten Kaffeeexporte. Andere südamerikanische Länder wie Kolumbien, Guatemala und Venezuela exportierten die restlichen 30%.
Die Ursache dafür war die steigende Nachfrage nach Kaffee in Nordamerika und Europa in der zweiten Hälfte des 19. und dem 20. Jahrhundert. Dies führte schließlich zu einem Anstieg der Preise für diese Nutzpflanze. Wegen des idealen Klimas und der fruchtbaren Böden in Südamerika, die große Plantagen ermöglichten, wurden viele indigene Völker aus ihren Häusern vertrieben. Man beschlagnahmte ihr Land und versklavte sie für den Kaffeeanbau.
Ethik und Nachhaltigkeit
Insgesamt können wir anhand der Geschichte sehen, wie sich der Kaffee von einem seltsamen Getränk aus einem fernen Land zu einem der am meisten verbreiteten Getränke der Welt entwickelt hat. Bedauerlicherweise verlief die Verbreitung so schnell, dass viele Menschen dabei ausgebeutet wurden und am Ende ihr Leben und ihre Existenzgrundlagen verloren, damit die moderne Kaffeeindustrie entstehen konnte. Es ist deshalb besonders wichtig, dass wir die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.
Während viele das Kaffeegetränk an sich feiern und loben, sollte es keinesfalls zur Ausbeutung der heimischen Böden und Völker führen, aus denen es stammt. Genau hier möchten die Spezialitätenkaffee-Industrie und Era of We einen Unterschied machen. Mit ethischen Entscheidungen darüber, wie und wo der Kaffee beschafft wird, hofft Era of We eine Zeit des Kaffees zu schaffen, die auf vollem Respekt aller Beteiligten beruht. Damit Khaldi und die Sufi-Heiligen mit Stolz auf ihre Entdeckung blicken können.
Über den Autor
Translator and coffee enthusiast. Here to write, read and learn about coffee!